Experiment

Eine Respose Time Box bauen

response time box

Ich hatte hier im Blog schon mal über eine Response Time Box geschrieben. Dabei handelt es sich um eine kleine Box mit Knöpfen, die bei Reaktionszeitexperimenten benutzt wird. Man braucht eine solche Box, da herkömmliche Computer-Tastaturen und -Mäuse ihre Signale nicht direkt senden, sondern diese zunächst in einem Zwischenspeicher landen, was zu unvorhersebaren, variablen Verzögerungen führt (zwischen 10 und 30 Millisekunden). Erhebt man seine Daten so, kann man sie auch gleich wegwerfen.

Die naheliegendste Lösung ist, sich eine solche Box zu kaufen. Diese kosten allerdings zwischen 300 und 2000 US-Dollar und sind in ihrem Design festgelegt und nur schwer an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Ich bin wirklich kein Bastler und habe von Elektronik nicht viel Ahnung. Dennoch habe ich letzte Woche beschlossen, mir einfach selbst eine solche Box zu bauen. Vor allem, weil ich glaube, dass man alles lernen kann und irgendwie hat mich die Herausforderung gereizt. Eine kurze Internetrecherche führte mich zu einem Paper von Voss, Leonhart & Stahl (2007), die eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bereithalten. Nach einem kurzen Blick wurde mir aber klar, dass ich irgendwie nicht ganz verstehe, wie das Ganze funktioniert. Allerdings habe ich dann noch eine weitere Anleitung gefunden, die auf dem Paper von Voss, Leonhart & Stahl aufbaut. Diese Anleitung von Felix Frey & Gijsbert Stoet mit dem Titel How to build your own Ultra Response Pad and use it with Psytoolkit erschien mir irgendwie eingängiger, obwohl ich Psychtoolkit nicht verwende, sondern mit PsychoPy arbeite. Man benötigt nur ein paar einfache Zutaten:

  • Ein paar Druckknöpfe, am besten solche, die sich leicht und schnell drücken lassen, bei denen man aber auch spürt, dass man sie gedrückt hat (Kostenpunkt pro Stück: 2,82)
  • Ein Druckerkabel (Parallel Port; Kostenpunkt: ca. 15 Euro)
  • Ein verschraubbares Industriegehäuse, gibt es in schön und in hässlich, ich habe ein hässliches genommen, weil es billiger war (Kostenpunk: 6 Euro)
  • So viele Widerstände (mindestens 100 Ohm, ich habe 1,2 K genommen) wie Druckknöpfe (Kostenpunkt: ein paar Cent)
  • Ein bisschen Isolierkabel (Kostenpunkt: ebenfalls ein par Cent)
  • Etwas Isolierband (Kostenpunkt: ein bis zwei Euro)
  • Einen Lötkolben, Lötzinn, Schraubenzieher, ein Multimeter, Zange, einen Bohrer für die Löcher (es gibt extra Aufsätze, um große Löcher zu bohren, wo später die Knöpfe reinkommen)

Eigentlich hatte ich vor, eine tolle Dokumentation zu machen, mit vielen Bildern, um zu zeigen, was man machen muss. Leider hab ich erst am Ende, als die Box schon fertig war, bemerkt, dass keine Speicherkarte in der Kamera war. Sehr, sehr ärgerlich, also müssen wir uns hier mit den beiden Handy-Fotos begnügen. Oben sieht man die fertige Box, hier noch ein Bild, kurz bevor es los ging:

response time box2

Ich bin, wie gesagt, kein Bastler, hab also auch keine Werkstatt. Zum Glück durfte ich die im Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung der LMU München benutzen. Außerdem muss ich Klaus Jänsch und Markus Jochim vom Institut ein großes Dankeschön aussprechen, die mich beim Basteln unterstützt und beraten haben. Insgesamt muss ich sagen, dass man der Anleitung von Felix Frey & Gijsbert Stoet sehr gut folgen kann und eigentlich nichts schief gehen kann. Ein Test am Computer hat gezeigt, dass die Signale tatsächlich ankommen. Allerdings dauert es noch, bis ich sie richtig testen kann, weil ich noch den Laptop mit dem Parallel-Port-Anschluss testen muss. Solche Laptops sind übrigens nicht leicht zu finden, nur ältere Modelle haben ihn noch. Und dann muss ich noch rausfinden, wie PsychoPy das aufzeichnet