Okay – okayer – am okaysten?
Gerade habe ich beim Kotzenden Einhorn diesen wunderbaren Satz über den Preis einer Muppet-Puppe gelesen: „Ich finde 100$ ist nen okayer Preis dafür.“ Wie ist der Preis? Okay. Also ein okayer Preis. Vielleicht kann man das ja auch steigern? Okay – okayer – am okaysten? Ja, das mit den deutschen Adjektiven ist wirklich so eine Sache. Und besonders schwierig wird es, wenn es sich um Fremdwörter handelt. Und hier liegt vielleicht auch der Punkt dieses Beitrags. Von Fremdwörtern spricht man nämlich dann, wenn ein Wort aus einer anderen Sprache zwar benutzt wird, es aber noch nicht an das Deutsche angepasst wird. Angepasst meint hier die Ebene der Lautung, Schreibung und natürlich der Flexion. Ist diese Anpassung geschehen, spricht man von Lehnwörtern. So wird gerne empfohlen (und da schließe ich mich gerne an), Wörter wie Party oder Handy (ein Wort, das es ja nur im Deutschen gibt) in ihrem Plural auch wie deutsche Wörter zu behandeln, also Partys und Handys zu schreiben. Schließlich handelt es sich mittlerweile um ganz geläufige Wörter des Deutschen. Lehnwörter eben.
Jetzt aber zu den Adjektiven. Dabei handelt es sich um eine Wortart, die zwischen Determinativ (also dem Artikel) und einem Nomen stehen kann, wie schöne in Satz (1). Dabei flektieren die Adjektive, wie im Beispiel ersichtlich. Allerdings können Adjektive auch mit Kopulaverben (sein, werden, bleiben) zusammen auftreten, wie in (2) gezeigt. In Beispielsatz (3) ist gezeigt, dass Adjektive zu guter Letzt auch mit Vollverben zusammen auftauchen, man bezeichnet diesen Fall als adverbialen Gebrauch von Adjektiven. In den Fällen (2) und (3) flektieren die Adjektive nicht. Allerdings mit der Einschränkung, dass sie kompariert werden können (Der Mann ist schöner als …)! Okay, sie flektieren also doch ein bisschen 😉
(1) Der schöne Mann.
(2) Der Mann ist schön.
(3) Natalie tanzt schön.
Treten Adjektive nun zusammen mit Nomen auf, bezeichnet man das als attributiven Gebrauch, da die Adjektive in diesen Fällen das Nomen modifizieren. Kommen Adjektive zusammen mit Kopulaverben vor, spricht man von einem prädikativen Gebrauch. Interessanterweise gibt es nun im Deutschen Adjektive, die nur eine dieser beiden Möglichkeiten zu lassen:
Nur prädikativ: Der Typ ist doch plemplem! vs. *Der plemplemige Typ
Nur attributiv: Der hiesige Fußballverein vs. *Der Fußballverein ist hiesig
Das Adjektiv okay scheint also zur ersten Gruppe zu gehören, die nur prädikativ gebraucht werden kann, wie in den Sätzen (4) und (5) angedeutet:
(4) Der Film war okay.
(5) *Der okaye Film.
Gegen die Zuordnung von okay zu den Adjektiven spricht übrigens, dass man okay eigentlich nicht komparieren kann. *Der Film heute war okayer als der gestern. Das klingt – zumindest in meinen Ohren – wenigstens etwas schräg. Allerdings sollte die Komparierbarkeit doch eine der Voraussetzungen dafür sein, ein Wort zur Gruppe der Adjektive zu zählen. Jedoch scheint sich sowohl die Beschränkung auf den nur prädikativen Gebrauch, als auch die nicht mögliche Komparation langsam abzuschwächen. Googelt man „okayer“, so finden sich zahlreiche Beiträge wie „okayer Preis“, „okayer Film“ oder „okayer Zustand“. Auch „okayer als“ liefert immerhin etwas über 800 Ergebnisse. So richtig eingebürgert scheint sich diese Gebrauchsweise also noch nicht zu haben. Aber es könnte doch ein Hinweis darauf sein, dass sich okay immer mehr vom Fremdwort zum Lehnwort entwickelt. Der Duden verzeichnet das Wort immerhin schon 1954. Übrigens ist das Wort okay nach Allan Metcalf, der schließlich nach Eigenaussage auf seiner Webseite „the world’s leading expert on the history and meaning of OK (or okay)“ ist, America’s Greatest Word (so der Titel eines seiner Bücher).
Mir fallen da auch andere Adjektive ein, die sich nicht sinnvoll steigern lassen: endgültig, randvoll, durchschnittlich, minimal, wahr, … ich denke, okay passt ganz gut dazu. Etwas ist okay oder es ist nicht okay, und Abstufungen gibt es nicht. Manchmal ist die Welt eben doch nur schwarz und weiß!
„O.K.“ war in Deutschland schon in den 1930ern bekannt, siehe A. J. Storfer: Wörter und ihre Schicksale, S. 266. Das Buch ist von 1935. 🙂
„Vielmehr gehen die meisten in die Politik, weil das im Normalfall ein okayer Beruf ist, weil sie die Welt besser machen wollen oder aus Zufall.“
(Die Zeit, No. 16, vom 13.04.2022)
Politik als Beruf – ist das okay oder schon okayer?