Doppelte Verneinung und negativer Concord
Dieser Artikel beschäftigt sich mit negativem Concord. Im Unterschied zur doppelten Verneinung, bei welcher zwei negative Elemente wieder eine Affirmation bilden. In Satz (1) bilden die beiden Negationsträger einen affirmative Aussage die umschrieben werden kann mit Du bist hübsch.
(1) Du bist nicht unhässlich.
Allerdings sind diese beiden Sätze nicht gleichbedeutend. Doppelte Verneinung kann z.B. dazu verwendet werden Sprechereinstellungen auszudrücken oder graduelle Unterschiede anzugeben.
Bei einem negativen Concord jedoch handelt es sich um ein Phänomen, bei dem mindestens zwei Negationsträger in einem Satz auftauchen, die Bedeutung des Satzes jedoch nicht affirmativ wird. Die Sätze (2a) und (2b) zeigen, dass dies im amerikanischen Slang (es handelt sich um einen Liedtitel der US-amerikanischen Band Bloodhound Gang) und in verschiedenen deutschen Dialekten (hier Schwäbisch) möglich ist. We don’t need no water bedeutet demnach nicht, dass jemand Wasser braucht, sondern, dass jemand kein Wasser benötigt.
(2) a. We don’t need no water.
b. I brauch koi Wasser ned.
Auch in mittelhochdeutschen Texten taucht der negative Concord auf (und wird in der Literatur häufig als pleonastische Verneinung bezeichnet). Diese folgt allerdings gewissen Regeln. Meist besteht sie wie in (3) aus zwei Negationsteilen mit einem Klitikon (Negationspartikel) und einem Negationswort (das Beispiel stammt aus Hartmann von Aue: Iwein. V. 364 ).
(3) ouch enwart da niht vergezzen
wirn heten alles des die kraft
daz man dâ heizet wirtschaft
Auch in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) taucht der negative Concord häufig auf (Pfau & Quer 2007:134). Dabei wird in einem Satz ein manuelles Negationswort und eine nichmanuelle Komponente verwendet.
Mittelhochdeutsche Kurzgrammatik (pdf).
Pfau, R. & Quer, J. (2007): On the syntax of negation and modals in Catalan Sign Language and German Sign Language. In: Perniss, P. M., Pfau, R. & Steinbach, M. (Hrsg.): Visible Variation. Comparative Studies on Sign Language Structure. S. 129-161.
Die affirmative Aussage für Satz (1) wäre doch: „Du bist hässlich“ und nicht „Du bist hübsch“.